„Künstliche Intelligenz – Wo bleibt der Mensch?“ mit Ministerpräsident Weil in Hannover
Was bedeutet die immer größere Verbreitung von Systemen der Künstlichen Intelligenz für uns als Menschen, nicht nur in der Funktion als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber? Nimmt die „Menschlichkeit“ in der immer stärker werdenden Mensch-Maschine-Interaktion Schaden oder erlebt sie sogar eine Renaissance? Welche Implikation hat Künstliche Intelligenz für meine Unternehmensstrategie?
Diese und weitere Fragen zur KI standen am 2. April im Mittelpunkt unseres KI-Tages in Hannover in den Räumen des Mitgliedes unserer Verbandsgruppe Römermann Rechtsanwälte AG, zentral gelegen am „Kröpcke“ in der Hannoveraner Innenstadt.
„Volles Haus!“
Die Resonanz auf die Einladungen spiegelte die Aktualität des Themas wider. Knapp 150 Anmeldungen von Unternehmerinnen und Unternehmern und Vertretern aus der Wirtschaft waren eingegangen, so dass manche Gäste stehen mussten. Prof. Römermann begrüßte als Hausherr die Gäste zusammen mit dem Moderator und Mitglied Dr. h.c. Dieter F. Kindermann, der den Event initiiert und mit seinem Team organisiert hatte.
Hermann Sturm, Präsident des BM e.V. – Wir Eigentümerunternehmer und selbst Elektroingenieur ging in seinem kurzen Grußwort auch auf die Risiken der KI ein. Ganz aktuell am Beispiel der zwei abgestürzten Boeing 737 max – Flugzeuge, bei denen sich die falschen Entscheidungen des Autopiloten durch die Piloten nicht mehr korrigieren ließen. Er forderte aber auch die Unterstützung des Staates für die kleinen Unternehmen, die die nötigen KI-Investitionen nicht selbst stemmen können.
KI und Politik
Eine besondere Freude war es für uns, den Gästen den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil als Hauptredner präsentieren zu können. Ministerpräsident Weil ist seit letztem September ebenfalls Senator in unserem Europäischen Senat der Wir Eigentümerunternehmer. Ministerpräsident Weil zeigte an verschiedenen Branchenbeispielen auf, wo er erhebliche Änderungen durch Künstliche Intelligenz erwartet und auch Arbeitsplätze in erheblichem Umfang betroffen sein werden: zum Beispiel im Bereich von Transport und Logistik, in der Finanzbranche, wo KI bereits Finanzströme steuert oder auch in der Dienstleistungsbranche – dort auch mit Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe für Höherqualifizierte.
Forschung und moderne Technologie lassen sich nicht stoppen, aber es sei Aufgabe der Politik für einen für Mittelstand und Gesellschaft verträglichen Fortschritt zu sorgen, so der Ministerpräsident. Folgende Aufträge an die Politik sieht er besonders:
1. Anwendungskompetenz: Vorbereitung der Bürger, insb. auch der Jugend, für einen mündigen Umgang mit dieser Technologie.
2. „Digitalkompetenz“ fördern: durch grundlegende Ausbildung an Schulen und Universitäten. Ebenso durch eine entsprechende Weiterbildung für Arbeitnehmer – hier müsse auch der Mittelstand noch aktiver werden.
3. Forschungsaktivitäten im Bereich KI ausbauen: Hier tue sich eine ganze Menge in Niedersachsen, das voll wettbewerbsfähig sei in Deutschland.
4. Die notwendige Infrastruktur bereitstellen: erstmal flächendeckend den 4G-Standard realisieren und perspektivisch dann auch 5G (auch auf dem Land).
5. Datensicherheit gewährleisten: Hier appellierte der Ministerpräsident an die Mittelständler aktiver zu sein, teilweise erscheint ihm der Mittelstand zu zögerlich und sorglos.
6. Die technologischen Möglichkeiten ethisch und politisch beurteilen: Was darf gemacht werden, was nicht? Wie gehen wir mit den Chancen um, aber auch mit den Risiken, wo setzen wir Grenzen?
Pflege durch den Roboter?
Dr. h.c. Jens Tegeler, Senator im Europäischen Senat und und geschäftsführender Gesellschafter der Tegeler Gruppe, eines großen Anbieters von Betreuungs- und Pflege-Leistungen im norddeutschen Raum, ging auf die Digitalisierung in der Pflege ein „KI in der Pflege. Gefahr oder Hilfe?“. Angesichts des Pflegekräftemangels werde kein Weg an mehr KI in der Pflege vorbeiführen. KI könne jetzt schon dabei helfen, Pflegekräften mehr Zeit für die direkte Betreuung der Heimbewohner zu geben, indem sie bei Dokumentations-, Hol- und Bringdiensten sowie Versorgungsaufgaben entlastet. Und erste Pflegeroboter in Japan machen bereits vor, was noch möglich ist.
Der digitale Rechtsanwalt
Prof. Römermann zeigte eine Reihe von aktuellen Beispielen auf, wie die KI bereits Einzug in das Rechtswesen gehalten hat. Die sogenannte „LegalTech“ könne zum Teil bereits schlechte, fehlerhafte Klauseln in Verträgen erkennen und in gewissem Umfang auch juristische Schriftsätze erstellen. Dies ist besonders relevant für Massenverfahren, wie z.B. 14.000 zusammengefasste Klagen im Abgasskandal gegen VW. Hier sei bereits viel möglich. Für seine zu den Top-Kanzleien in Deutschland gezählte Kanzlei sieht Prof. Römermann aber eher Chancen. KI gibt ihm und seinen Kollegen auch die Chance sich mehr auf die Beratung zu konzentrieren, statt „Mahnbescheide ausfüllen“ zu müssen.
KI und Wachstumsstrategie
Abschließendes Highlight war der Vortrag von Prof. Dr. Guido Quelle, einem der gefragtesten deutschen Sprecher und Managementberater, wenn es um das Thema Wachstum geht. Sein Unternehmen, die Mandat Managementberatung GmbH, hat mehr als 250 Unternehmen und Organisationen in über 500 Projekten dabei unterstützt, ihr Wachstum voranzutreiben. Viele Themen, die jetzt diskutiert werden, hätten er und seine Mitstudenten bereits vor 30 Jahren diskutiert, so der gelernte Informatiker Guido Quelle. Er betonte die Notwendigkeit, dass es nicht nur darum gehen kann zu schauen, wo überall KI im eigenen Unternehmen eingesetzt werden kann. Entscheidend sind zunächst die Vision und die Strategie des Unternehmens. Diese werden oft vernachlässigt. Die Digitalisierungsstrategie kann aber nur sinnvoll erarbeitet werden, wenn sie sich an Unternehmens- und Marktstrategie ausrichtet. Und deshalb reicht es nicht, wenn sich nur die Technologieexperten im Betrieb mit KI beschäftigen, die Unternehmensleitung muss dabei sein, denn es geht vor allem auch um das Geschäftsmodell.
⇒ Eine „tolle“ oder „rundum gelungene“ Veranstaltung, wie viele Gäste anschließend lobend bemerkten. Wir danken allen Gästen und besonders unseren Senatoren Herrn Dr. Kindermann und seinem Team für die hervorragende Organisation, Herrn Dr. Tegeler für das ausgezeichnete Catering, geliefert von Tegeler Catering, Herrn Prof. Römermann für das Zurverfügungstellen der Top-Räumlichkeiten und dem Sponsor Das Versicherungshaus Stadthagen.
Hier einige Impressionen des KI-Tages. Bitte auf das Bild klicken, um es zu vergrößern bzw. vollständig darzustellen.
Fotos: Lutz Bierwirth