BREXIT – und der europäische Mittelstand: „There will be only losers!“
von Dr. Yorck Otto, Präsident der Union Mittelständischer Unternehmen e.V. – Wir Eigentümerunternehmer
Es ist eine Tragödie auf allen Ebenen! Das Europa, das uns einen sollte, teilt uns nun.
Die Diskussion um den Ausstieg Englands aus der Europäischen Union legt viele Versäumnisse offen. Sie treibt die Menschen auf die Straßen, verwirrt die Geister bis hin zu Mordanschlägen und zeigt überdeutlich, dass viel zu wenig über die Errungenschaften der Europäischen Gemeinschaft kommuniziert wird – aber auch, dass akuter Handlungsbedarf gegen überbordende Bürokratie zu Recht besteht. Politisch und volkswirtschaftlich gesehen, das ist klar, würde ein Ausstieg Englands die EU massiv schwächen, genauso wie England selbst geschwächt würde. Englands Wirtschaft stellt 16% der gesamten EU-Wirtschaft dar und ist mit € 2,5 Billionen die zweitgrößte Volkswirtschaft in Europa. Die deutsch-britische Handelsbilanz beträgt über € 180 Milliarden, wobei der Überschuss eindeutig zu Gunsten der Bundesrepublik liegt. Wales, Schottland und Nordirland, die massiv von der EU unterstützt werden, würden wohl alles daran setzen in der EU zu verbleiben und würden damit das Ende von „Groß-Britannien“ einläuten.
2.500 deutsche Unternehmen sind in England mit fast 400.000 Beschäftigten tätig. Gerade für den Mittelstand, sowohl in England wie in Deutschland, der jeweils 99% aller Unternehmen ausmacht, würde der Ausstieg enorme Negativkonsequenzen nach sich ziehen. England müsste bei einem Ausstieg natürlich auch aus dem EWR (Europäischen Wirtschaftsraum), in dem 80% der EU-Regularien zwingend gelten, aussteigen. Damit einher geht laut der europakritischen Denkfabrik „Open Europe“ ein Vermögensverlust in England von 56 Milliarden Pfund, aufgrund Vermögensverfall, Verunsicherungen, negativem Wirtschaftswachstum, steigenden Währungsrisiken, Zinsmaßnahmen und dem Verlust aller erreichten Handelsvereinbarungen.
Für den englischen wie deutschen Mittelstand also, der sehr zu Recht, immer wieder und auch durch die Union Mittelständischer Unternehmen – Wir Eigentümerunternehmer, Bürokratieabbau, relevante Fördermaßnahmen und Transparenz einfordert, geht es um sehr viel. Gerade für diese Unternehmen wären höhere Zölle und gesonderte Zollregularien, eingeschränkte Handelsvorgaben, veränderte Wettbewerbsbedingungen, beschränkte Niederlassungsrechte, unterschiedliche Prüf- und Zulassungsverfahren, unterschiedliche Produktvarianten, erhöhte Rechtsberatung, Wechselkursrisiken und Nachfragerückgang mit enormen finanziellen und personellen Aufwendungen verbunden. All dies würde den Mittelstand zusätzlich, zu allen bereits bestehenden Belastungen, weiter schwächen.
Die politisch Verantwortlichen sind daher mehr denn je gefordert, ihre Bemühungen für eine bürger- und unternehmensnahen Arbeit in Europa zu intensivieren. Die Bürger Europas sind aber ebenso gefordert, sich intensiver und aufrichtiger über die Leistungen der Gemeinschaft zu orientieren, um zu einer realistischen Meinungsbildung zu gelangen.
Wir unterstützen daher die Ausführungen von Karl-Heinz Karius über die Bedeutung einer Gemeinschaft an:
„WIR ist mehr als nur der Plural von ICH – WIR ist auch das Präsens von FUTUR!“